Hans-Peter Annen, Head of Valuations & Insights Schweiz bei Eurotax, analysiert die aktuellen Entwicklungen auf dem Schweizer Automarkt.
Das zweite Corona-geprägte Autojahr 2021 ist Geschichte und auch die Januar-Zahlen 2022 zeigen, dass der PKW-Neuwagenmarkt in der Schweiz und Liechtenstein noch nicht aus der Krise herausgekommen ist. Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 liegen die Neuzulassungen konstant deutlich unter den Werten vor Corona. Fehlende Mikrochips und Rohmaterialien und damit einhergehende Lieferengpässe verhindern auch im neuen Jahr eine Erholung auf dem Neuwagenmarkt trotz vollen Auftragsbüchern.
Auch im Januar 2022 spiegeln sich diese Probleme in den Zulassungszahlen wider: Im Januar 2022 wurden mit 15‘899 PKW zwar 5.1% mehr Fahrzeuge als im Januar 2020 neu zugelassen, aber um 24.0% weniger als noch 2019. Auch für das erste Quartal ist höchstens eine moderate Besserung in Sicht, erst im weiteren Jahresverlauf könnten sich die Neuzulassungszahlen erholen, sofern sich die Lieferverzögerungen auch tatsächlich nachhaltig reduzieren.
PW-Neuzulassungen nach Monat 2019 – 2022
Der Markt für PKW-Occasionen dagegen ist seit Sommer 2020 im Hoch und wird durch eine konstant hohe Nachfrage bei sich über lange Zeit stetig verringerndem Angebot bestimmt. Schon im Jahr 2020 lag die Zahl der PKW-Halterwechsel mit 830‘634 (-2.1%) nur geringfügig unter dem Vorjahreswert von 848‘100. Und im vergangenen Jahr stiegen die Halterwechsel wieder um 1.1% auf 840’044, also fast auf dem Niveau von 2019.
Im Januar 2022 dagegen lagen die Halterwechsel mit 67’901 PKW um 1.1% unter dem Vorjahreswert von 68’643, wobei das für den weiteren Jahresverlauf aber noch nicht allzu viel bedeuten muss. Denn erst die nächsten Monate werden zeigen, ob sich der schwache Neuwagenmarkt mit zu wenig Eintauschfahrzeugen und das knapp gewordene Angebot an Occasionen in den vergangenen zwei Jahren, nun auch negativ auf die Halterwechselzahlen auszuwirken beginnt. Schliesslich kann nur verkauft und umgeschrieben werden, was am Markt auch vorhanden ist…
Obwohl sich die Angebotsverknappung in den letzten Wochen nicht weiter verschärft hat, sondern auf tiefem Niveau stagniert, ist das Volumen der aktiven Angebote am Markt immer noch um rund 29% geringer als Anfangs Februar 2020 vor Corona! Von dieser Verknappung besonders profitieren konnten nach wie vor die Preise für Diesel- und Benzinfahrzeuge, wogegen Hybridfahrzeuge nur in geringerem Masse und reine Elektrofahrzeuge (über alle Altersklassen gesehen) noch gar nicht vom Preisanstieg profitieren konnten.
PW-Halterwechsel nach Monat 2019 – 2022
Bezüglich der künftigen Entwicklung des Occasionsmarktes ist nach wie vor die Angebotssituation entscheidend. Solange die Neuzulassungszahlen deutlich tiefer sind als vor der Krise, wird das Occasions-Angebot mangels Nachschub knapp bleiben, und die Preise werden hoch bleiben oder gar noch etwas steigen. Die Restwerte dürften sich erst gegen Ende des Jahres stabilisieren, wenn der Nachschub aufgrund deutlich steigernder Neuzulassungen auch wieder markant zulegt.
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