Die Automärkte in Europa sind weiterhin in Turbulenzen, auch der Automobilmarkt in der Schweiz hat mit Engpässen bei Halbleitern, Störungen der Lieferketten durch Russlands Einmarsch in die Ukraine, sowie den anhaltenden Nebenwirkungen der COVID19-Pandemie zu kämpfen.
Das jüngste Webinar von Eurotax Schweiz, Teil der Autovista Group, befasste sich eingehend mit den Trends in der Automobilbranche des Landes, insbesondere mit den Entwicklungen bei Neuwagenzulassungen, Occasionen sowie bei den Restwerten.
Volatilität des Neuwagenmarktes
Der Schweizer Neuwagenmarkt war in den letzten zwei Jahren besonders volatil. Geprägt von geschlossenen Autohäusern, Werksschliessungen und Lieferproblemen aufgrund des Halbleiterdefizits gingen die Pkw-Zulassungen 2020 und 2021 deutlich zurück. Im Jahr 2021 gab es rund 238.342 Pkw-Neuzulassungen – verglichen mit 311.434 im Jahr vor der Pandemie 2019.
Und auch das Jahr 2022 hat nicht vielversprechend begonnen. Fehlende Chips, fehlende Kabelbäume und eine zunehmende Rohstoffknappheit machen dem Schweizer Automobilmarkt zu schaffen. Dies führt zudem zu weiteren Erhöhungen der Listenpreise für Neuwagen, was den Kauf für den Konsumenten deutlich teurer macht.
Ungebrochen ist unterdessen der Trend zur Elektromobilität bei den Neuzulassungen. Reine Verbrennermotoren verlieren Marktanteile, immer mehr Flottenverantwortliche sowie Konsumenten entscheiden sich für Elektrofahrzeuge, einschliesslich Plug-in-Hybride. BEVs und PHEVs erzielen im ersten Quartal 2022 bereits einen Anteil von 25 % am Neuwagenmarkt.
Geringes Angebot bei Occasionen
Dies geschieht in einer Zeit, in der die nationale Inflation weiter ansteigt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat kürzlich ihre Inflationsprognose für 2022 aufgrund von Produktionsengpässen, steigenden Energiekosten und dem Krieg in der Ukraine verdoppelt. Die SNB rechnet nun für 2022 mit einer Inflation von 2,1 %, was zwar niedriger ist als in anderen europäischen Ländern, aber immer noch einen Anstieg von 50 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Demgegenüber bleibt der Schweizer Franken hoch bewertet.
Während der Neuwagenmarkt schon länger in Turbulenzen ist, zeigt auch der relativ robuste Occasionenmarkt erste Anzeichen von Instabilität. Die Zahl der Halterwechsel ging im pandemiegeschwächten Jahr 2020 zurück, bevor sie sich 2021 wieder erholte. Dieser Aufwärtstrend hat sich jedoch im Jahr 2022 noch nicht fortgesetzt: die Zahl der Pkw-Halterwechsel war im Q1 mit rund minus 7% deutlich rückläufig. Dies mag wenig überraschen, denn sinkende Neuzulassungen und ein Mangel an Neuwagen sowie Occasionen wirken sich nun auch auf den Occasionenhandel in der Schweiz aus.
«Das Angebot hat sich in den letzten 2 Monaten stabilisiert. Der Occasionenmarkt ist aber nach wie vor durch ein sehr knappes Angebot bei stabiler Nachfrage gekennzeichnet. Das Volumen der aktiven Angebote am Markt ist immer noch um rund 23% geringer als Anfangs Februar 2020 vor Corona», erklärt Hans-Peter Annen, Head of Valuations & Insights bei Eurotax Schweiz.
Ein genauerer Blick auf die Entwicklung zeigt, dass gebrauchte Benzin- und Dieselfahrzeuge den Schweizer Automobilmarkt zwar immer noch dominieren, ihr Anteil aber stetig sinkt, da Elektrofahrzeuge an Popularität gewinnen. Elektrifizierte Antriebe, ohne Berücksichtigung der Mild-Hybrid-Modelle, machen inzwischen mehr als 8 % der Pkw Halterwechsel aus.
Restwerte weiter im Hoch
Was die Restwerte anbelangt, so ist die Nachfrage stabil, obwohl das Angebot weiterhin knapp ist. Lange Lieferzeiten, die geopolitische Lage in der Ukraine sowie die Halbleiterkrise führen dazu, dass weniger Neuwagen auf den Schweizer Automobilmarkt kommen und in weiterer Folge auch Occasionen fehlen.
Die Angebotspreise sind vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2021 stark angestiegen. Sie liegen derzeit um rund 14 % höher als im Februar 2020. Vor allem ältere Fahrzeuge ab 4 Jahren sowie Diesel- und Benzinfahrzeuge haben einen starken Preisanstieg mitgemacht.
«Da die Neuzulassungen deutlich niedriger bleiben als vor der Krise, werden sich die Marktparameter nicht schnell ändern. Das wird in diesem Jahr zu weiteren Preissteigerungen führen», erklärt Hans-Peter Annen.
Bis Ende 2022 prognostizieren die Autovista-Analysten steigende Restwerte für alle Kraftstoffarten. Für 36 Monate alte Fahrzeuge wird ein Anstieg von rund 6,5 % im Vergleich zum Dezember 2021 erwartet. In den Jahren 2023 und 2024 werden die Restwerte dann voraussichtlich leicht sinken.
Die vollständige deutschsprachige Präsentation finden Sie hier:
Ein Video des Webinars steht hier zur Verfügung.
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