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Schweizer PKW-Neuzulassungen bleiben auch 2021 in der Krise

Robert Madas | 08 Feb 2022

Über den Autor

Robert Madas

Regional Head of Valuations Austria, Poland, Switzerland

Robert Madas arbeitet seit 2019 bei Eurotax und ist für den Bereich Valuations in Österreich, Schweiz und Polen verantwortlich. Er verfügt über umfangreiche Erfahrung im Bereich der Datenanalyse und Interpretation. Vor Eurotax war er über 10 Jahre lang beim Marktforschungsunternehmen GfK Austria als Key Account Manager tätig. Sein Studium absolvierte er an der Wirtschaftsuniversität Wien mit Schwerpunkt Marketing.

Das Schweizer Marktanalyse Team unter der Leitung von Robert Madas analysiert die Entwicklung des Schweizer Automarktes im vergangenen Jahr und wagt einen Ausblick für 2022.

Das zweite Corona-geprägte Autojahr 2021 ist Geschichte und zeigt, dass der PKW-Neuwagenmarkt in der Schweiz und Liechtenstein nach wie vor in der Krise steckt. Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 liegen die Neuzulassungen konstant deutlich unter den Werten vor Corona. Fehlende Mikrochips und Rohmaterialien und damit einhergehende Lieferverzögerungen bei neuen Fahrzeugen verhinderten im vergangenen Jahr eine Erholung trotz hoher Nachfrage. Einzig die elektrifizierten und rein elektrischen Antriebe erlebten einen erneuten Boom.

Im ganzen Jahr 2021 lagen die kumulierten Neuzulassungen mit 238’481 PKW nur noch 0.7% über dem miserablen Vorjahr, und um satte 23.4% hinter 2019 zurück. Ganze 106’149 PKW mit einem sog. Alternativ-Antrieb wurden immatrikuliert – das waren über 59% mehr als 2020 und entspricht einem Marktanteil von 44.5%. Vor allem rein elektrisch betriebene PKW konnten von 19’503 im Jahr davor auf 31’823 Zulassungen (+63.2%) und 13.3% Marktanteil zulegen. Gefolgt von den Hybridfahrzeugen (Mild-Hybrid und Vollhybrid) mit einer Zunahme von 62.3% auf 52’181 Stück und 21.9% Marktanteil. Plug-in Hybride mit Lademöglichkeit folgen mit einen Plus von 51% auf 21’790 Stück bzw. 9.1% Marktanteil.

Nur schwacher Aufschwung 2022 erwartet

«2022 rechnen wir mit einer leichten Erholung auf dem Neuwagenmarkt, allerdings dürfte das Ergebnis aus heutiger Sicht immer noch unter den Jahren vor der Corona-Krise liegen. Realistisch sind höchstens 260‘000 bis 270‘000 PKW-Neuzulassungen», so Robert Madas, Head of Valuations bei Eurotax Schweiz. «Das Ergebnis wird aber stark abhängig sein von der Verfügbarkeit von Mikrochips und Rohmaterialien, also ob die bestellten Neuwagen auch tatsächlich geliefert werden können.»

PW-Neuzulassungen nach Monat 2018 – 2021

Quelle: Eurotax/ASTRA-IVZ

Der Markt für PKW-Occasionen ist seit Sommer 2020 im Hoch und wird durch eine konstant hohe Nachfrage bei sich stetig verringerndem Angebot bestimmt. Bereits im ersten Krisenjahr 2020 lag die Zahl der PKW-Halterwechsel mit 830‘634 (-2.1%) nur wenig unter dem Vorjahreswert von 848’100. Und für das ganzen Jahr 2021 stiegen die Halterwechsel insgesamt um 1.1% auf 840‘044, im Vergleich zu 2020. Damit liegt der Occasionsmarkt heuer nur noch geringfügig unter dem Niveau von 2019, wo insgesamt 848’100 PKW-Umschreibungen registriert wurden.

Zur Verdeutlichung der Angebotsverknappung auf dem Occasionsmarkt folgende Kennzahl: Das Volumen der aktiven Angebote am Markt lag Ende 2021 um 29% tiefer als noch Anfangs Februar 2020, also vor Corona (Tendenz stagnierend auf tiefem Niveau)!

Knappes Angebot an Occasionen auch 2022

 «Für 2022 rechnen wir mit stagnierenden bis leicht rückläufigen Halterwechseln aufgrund des nach wie vor geringen Nachschubs an Occasionen und entsprechend knappem Angebot. 835‘000 bis 845‘000 PKW-Halterwechsel sind realistisch – und damit ein Niveau fast wie vor der Corona-Krise», schätzt Robert Madas.

PW-Halterwechsel nach Monat 2018 – 2021

Quelle: Eurotax/ASTRA-IVZ

Aufgrund der guten Nachfrage und des sich stetig verknappendem Angebots, sind die Angebotspreise auf dem Occasionsmarkt 2021 konstant gestiegen. Im Vergleich zum Preis-Niveau von Anfang Februar 2020 liegt der Preisindex Anfang 2022 im Schnitt rund 11% über dem Niveau vor Beginn der Corona-Krise (siehe Grafik unten). «Eine stabile Nachfrage trifft derzeit auf ein zu geringes Angebot: Inzwischen sind fast alle Altersklassen betroffen, ganz junge Occasionen ebenso wie mittlere und ältere Fahrzeuge – den grössten Angebotsrückgang verzeichnete die Altersklasse bis 2 Jahre mit einem Minus von 37% im Vergleich zum Februar 2020», so Robert Madas.

Quelle: Eurotax

Aus Restwert-Sicht war das vergangene Jahr gekennzeichnet durch einen weiteren markanten Anstieg der Restwerte der bereits im Herbst 2020 begonnen hat. Beding durch die vorher schon erwähnte Verknappung des Angebots besonders profitieren konnten die Preise für Diesel- und Benzinfahrzeuge, wogegen Hybrid- und insbesondere Elektrofahrzeuge erst mit Verzögerung und weniger ausgeprägt darauf reagiert haben. So haben die Angebotspreise von PKW im Vergleich zu Anfang Februar 2020 um rund 11% zugelegt. Wobei die Altersgruppe der Occasionen ab 5 Jahren oder älter überdurchschnittlich zulegen konnte.

Bezüglich der künftigen Entwicklung des Occasionsmarktes und der Restwerte ist die Entwicklung der Angebotssituation entscheidend. Solange die Neuzulassungszahlen markant tiefer sind als vor der Krise, wird das Occasions-Angebot knapp bleiben aufgrund des fehlenden Nachschubs, und die Preise werden vorerst noch steigen. Erst im Laufe dieses Jahres, sofern der Nachschub aufgrund deutlich steigernder Neuzulassungen wieder markant zulegt, dürften die Occasionspreise stagnieren oder sich gar wieder leicht abschwächen.

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