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Ernüchterung bei den Schweizer PKW-Neuzulassungen und -Halterwechseln im Juni

Hans-Peter Annen | 09 Sep 2022

Über den Autor

Hans-Peter Annen

Head of Valuations & Insights

Seit Januar 1989 ist Hans-Peter Annen bei Eurotax. Zunächst verantwortlich für den Aufbau der Motorrad-Daten und -Bewertungslösung für den Schweizer Markt, danach als Teamleiter des lokalen Spezifikations- und Bewertungsteams. Seit 2014 als Head of Valuation & Insight verantwortlich für Fahrzeugrestwerte und Prognosen für den Schweizer Markt. Vor Eurotax liegen zwei Jahre Erfahrung im Bereich Motorfahrzeugversicherung und ein abgeschlossenes Studium als Automobil-Ingenieur FH.

Schweizer Automarkt

Hans-Peter Annen, Head of Valuations & Insights Schweiz bei Eurotax, analysiert die aktuellen Entwicklungen auf dem Schweizer Automarkt.

Nachdem die Maizahlen noch einen Hoffnungsschimmer aufkommen liessen, haben die schlechten Junizahlen diese Hoffnung zunichte gemacht. Der Krieg in der Ukraine und der Lockdown in China führen immer noch zu Problemen bei der Produktion und die hohe Inflation und die Versorgungsängste für den kommenden Herbst trüben die Aussichten weiterhin.     

Im Juni 2022 wurden mit 21‘277 PKW 18.2% weniger Fahrzeuge neu zugelassen als im Juni 2021, und sogar 25.1% weniger als noch 2019. Auch das erste Halbjahr insgesamt war mit -12% markant rückläufig im Vergleich zum Vorjahr (-30.3% vs. 2019). Für den weiteren Jahresverlauf ist, trotz absehbarem Lockdown-Ende in China, aufgrund des Krieges und der Inflation keine markante Besserung in Sicht.

PW-Neuzulassungen auf dem Schweizer Automarkt nach Monat 2019 – 2022

Quelle: Eurotax/ASTRA-IVZ

Der Markt für PKW-Occasionen ist zwar seit Sommer 2020 im Hoch und durch eine hohe Nachfrage bestimmt, diese steht einem lange Zeit schrumpfenden, inzwischen stabil tiefen, Angebot gegenüber. Im letzten Jahr lag die Zahl der PKW-Halterwechsel mit 840‘044 (+1.1%) wieder klar über dem Wert von 2020 und fast auf dem Niveau von 2019.

Dieser Aufwärtstrend wurde nun im Jahr 2022 gebrochen, denn auch im Juni lagen die Halterwechsel mit 66’324 PKW um 10.3% unter dem Vorjahreswert von 73’961. Auch das erste Halbjahr insgesamt waren mit -8.5% klar rückläufig (-7.9% vs. 2019). Dieser Trend dürfte anhalten, solange die Neuzulassungszahlen so tief bleiben, wie sie derzeit noch sind. Es kann nur das als Occasion verkauft bzw. umgeschrieben werden, was vorher gegen einen ausgelieferten Neuwagen eingetauscht werden konnte…

Obwohl sich die Angebotssituation seit einigen Wochen etwas erholt hat, ist das Volumen der aktiven Angebote am Markt immer noch rund 23% geringer als Anfangs Februar 2020 vor Corona. Von dieser Verknappung besonders profitiert haben bisher die Preise für Diesel- und Benzinfahrzeuge. Voll- und Plug-in Hybride und konnten seit Herbst 2021 auch stetig zulegen, aber weniger stark. Inzwischen ist der Anstieg bei all diesen Treibstoffarten/Antriebe nur noch leicht steigend oder stagnieren. Die reinen Elektrofahrzeuge zeigen, über alle Altersklassen gesehen, einen positiven Trend, nach einem Einbruch Mitte 2021 und einer Stagnation bis Anfang 2022.

PW-Halterwechsel auf dem Schweizer Automarkt nach Monat 2019 – 2022

Quelle: Eurotax/ASTRA-IVZ

Nachdem Corona wieder präsenter wird, der Krieg in der Ukraine weiter geht und die Sanktionen die Lieferketten weiter erschweren, erholen sich auch die Neuwagenverkäufe nicht wie erhofft. Dies alles wirkt sich weiterhin auch auf die Angebotssituation und das Preisniveau bei den Occasionen aus. Das Angebot ist konstant aber auf tiefem Niveau und der Preisanstieg bei den Occasionen flacht ab, aber auf sehr hohem Niveau. Für die künftige Entwicklung des Occasionsmarktes ist diese Angebotssituation, auch im Vergleich zur Konsumentenstimmung bzw. Nachfrage, entscheidend. Solange die Neuzulassungen deutlich tiefer sind als vor 2020, wird auch das Angebot an Occasionen mangels genügend Nachschub knapp bleiben, und die Preise hoch. Falls nicht aufgrund der getrübten Konjunkturaussichten und der Ängste um die Energieversorgung die Nachfrage stark einbricht, dürften auch die Restwerte weiter hoch bleiben und erst zurückgehen, wenn der Nachschub wieder deutlich zunimmt. Das ist leider in absehbarer Zukunft noch nicht in grösserem Ausmass zu erwarten.

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