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Hans-Peter Annen, Head of Valuations & Insights Schweiz bei Eurotax, analysiert die aktuellen Entwicklungen auf dem Schweizer Automarkt.
Die schlechten Frühjahrs- und Sommerzahlen bei den Neuzulassungen haben sich im Herbst nicht fortgesetzt, denn nach dem September schloss auch der Oktober klar besser ab als im Vorjahr. Das Minus zum Vorjahr hat sich somit weiter verringert. Trotz Ukraine-Krieg, Unsicherheiten bei den Lieferketten, Inflation und Energieversorgungsängste lassen auch die beiden verbleibenden Monate auf eine weitere Verbesserung der Situation hoffen.
Im Oktober 2022 wurden mit 17‘185 PKW gleich 14.1% mehr Personenwagen neu zugelassen als im Oktober 2021, aber 34.2% weniger als 2019. Die ersten zehn Monate insgesamt waren mit -7.9% aber klar rückläufig im Vergleich zum Vorjahr (-28.8% vs. 2019). Der Anteil der sog. Alternativantriebe (MHEV, HEV, PHEV, BEV etc.) beträgt inzwischen über 49%. Für den Rest des laufenden Jahres rechnen wir, trotz der diversen Konfliktherde und Unsicherheiten, mit einer weiteren leichten Erholung bei den Neuzulassungen.
PW-Neuzulassungen nach Monat 2019 – 2022
Der Markt für PKW-Occasionen boomt seit Sommer 2020 und ist durch eine hohe Nachfrage bestimmt. Diese stand lange einem sehr geringen, inzwischen aber wieder steigenden, Angebot gegenüber. Im Jahr 2021 lag die Zahl der PKW-Halterwechsel mit 840‘044 (+1.1%) wieder annährend auf dem Niveau von 2019. Im ersten Halbjahr 2022 lagen die Halterwechsel (nach bisheriger Zählweise – siehe den Kommentar unten) aber wieder 8.5% unter Vorjahr. Die Werte 2022 nach der neuen Zählweise liegen noch deutlicher unter den Vorjahreswerten, sind aber nicht mehr direkt vergleichbar.
Der Aufwärtstrend bei den Halterwechseln 2021 wurde im 2022 also gebrochen, denn auch unter Berücksichtigung der neuen ASTRA-Daten ab 2022 (siehe Hinweis unten), sind die Halterwechsel seit Juli immer klar unter den Werten vor Corona zurückgeblieben. «Der Trend zu sinkenden Halterwechseln dürfte anhalten, solange die Neuzulassungen vergleichsweise tief bleiben und neu auch die Angst vor einer Rezession umgeht», kommentiert Hans-Peter Annen, Head of Valuations & Insights Schweiz, die Situation bei den Halterwechseln.
PW-Halterwechsel nach Monat 2019 – 2022
Quelle: Eurotax/ASTRA-IVZ *)
Obwohl sich die Zahl der angebotenen Occasionen in den letzten Monaten stetig erholt hat, ist das Angebotsvolumen immer noch rund 11% geringer als im Februar 2020. Von dieser Verknappung besonders profitiert haben die Angebotspreise für Diesel- und Benziner. Plug-in und vor allem Voll-Hybride konnten auch zulegen, aber weniger stark. Inzwischen ist der Preistrend aber wieder leicht rückläufig. Reine E-Fahrzeuge zeigen über alle Altersklassen gesehen Mühe das Niveau von 2020 wieder zu erreichen und tendieren wieder nach unten. Eine Ausnahme sind die jüngeren aktuellen Modelle: Unter den 12 Monate alten Autos nehmen BEVs mit einem durchschnittlichen Verkaufswert von 83,5 % sogar den ersten Platz bei Restwert-Betrachtung ein.
Nachdem Lockdowns und Fabrikschliessungen zumindest in China immer wieder vorkommen, die Ukraine-Krise zu steigender Inflation und exorbitanten Energiekosten führt, und die Lieferketten teils immer noch gestört sind, können sich auch die Neuwagenverkäufe nicht signifikant erholen. Dies wirkt sich, trotz Erholung, weiterhin auf die Angebotssituation und Preise bei den Occasionen aus. «Der Preisanstieg bei den Occasionen geht leicht zurück, aber auf hohem Niveau», so Annen.
Für die künftige Entwicklung des Occasionsmarktes ist die Angebotssituation, auch im Vergleich zur Konsumentenstimmung bzw. Nachfrage, entscheidend. Nur wenn aufgrund der getrübten Konjunkturaussichten und Versorgungsängste die Nachfrage nach Occasionen markant zurückgeht, ist mit deutlichem Druck auf die Restwerte zu rechnen. Bis dahin dürften die Restwerte mittelfristig auf einem vergleichsweise hohen Niveau verbleiben.
*) Hinweis zu den Halterwechselzahlen 2022
Seit Anfang 2022 liefert das Bundesamt für Strassen ASTRA Halterwechselzahlen. Davor, bis und mit Juni 2022, lieferte das ASTRA Rohdaten mit allen Veränderungen des CH-Fahrzeugbestands. Die Auswertung der Halterwechsel wurde durch Eurotax selbst vorgenommen, teils mit Annahmen. Die so ermittelten Zahlen waren ca. 3% höher als die Werte nach der neuen ASTRA-eigenen Auswertung ab 2022. Aus diesem Grund haben wir alle Halterwechselzahlen für 2022 basierend auf diesen ASTRA Daten ausgewiesen. Die Werte bis und mit 2021 sind nach der bisherigen Methode angegeben. Beim Vergleich der Zahlen 2022 mit den Vorjahren ist dieser Umstand unbedingt zu beachten. Vergleiche sind darum, wenn überhaupt, nur sehr bedingt möglich.
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