Positiver Trend bei Schweizer PKW-Zulassungen hält an, aber weiterhin rückläufige Halterwechsel

Hans-Peter Annen, Head of Valuations & Insights Schweiz bei Eurotax, analysiert die aktuellen Entwicklungen auf dem Schweizer Automarkt.

Nachdem sich die Neuzulassungen seit vergangenem Herbst positiv entwickelt haben, setzt sich dieser Trend auch im Januar 2023 fort. Die Januar-Zahlen sind höher als die entsprechenden Werte von 2021 und 2022. Trotz Ukraine-Krieg, Inflation und Energieversorgungsängsten dürfte die verbesserte Liefersituation zu dieser Steigerung beigetragen haben.   

Im Januar 2023 wurden mit 16‘437 PKW 3.4% mehr Fahrzeuge neu zugelassen als im Januar 2022, aber immer noch 21.5% weniger als 2019. Der Anteil der elektrifizierten bzw. rein elektrischen Antriebe (MHEV, HEV, PHEV, BEV etc.) beträgt inzwischen 54.2%. Auch für die kommenden Monate rechnen wir, trotz der Konfliktherde und Unsicherheiten, mit einer weiteren leichten Erholung bei den Neuzulassungen.

PW-Neuzulassungen nach Monat 2019 – 2023

Der boomende Markt für PKW-Occasionen seit Sommer 2020 war durch eine hohe Nachfrage bestimmt. Diese stand lange einem sehr geringen, inzwischen aber wieder markant gestiegenen, Angebot gegenüber. Lagen die PKW-Halterwechsel 2021 wieder fast auf vor Corona-Niveau, so sind diese im ersten Halbjahr 2022 wieder klar zurückgegangen (nach alter Zählweise – siehe Hinweis unten). Und auch die Werte im zweiten Halbjahr 2022 (nach neuer Zählweise) lagen deutlich unter Vorjahr. Auch die Halterwechselzahlen für Januar 2023 liegen erneut rund 2% unter Vorjahr.    

Der Aufwärtstrend von 2021 bei den Halterwechseln wurde also 2022 gestoppt und seither liegen die Werte, auch unter Berücksichtigung der neuen Zählweise, klar unter den Werten vor Corona. «Dieser Trend zu sinkenden Halterwechseln dürfte auch im Jahr 2023 anhalten, solange die Neuzulassungen vergleichsweise tief sind. Zudem fehlen die in den Jahren 2020 bis 2022 nicht verkauften Neuwagen dauerhaft auf dem Occasionsmarkt», kommentiert Hans-Peter Annen, Head of Valuations & Insights Schweiz, die Situation bei den Halterwechseln.

PW-Halterwechsel nach Monat 2019 – 2023

In den letzten Monaten hat sich die Zahl der angebotenen Occasionen stetig erholt und wieder annähernd das Angebotsvolumen von Februar 2020 erreicht. Wobei anzumerken ist, dass diese Erholung je nach Altersgruppe sehr unterschiedlich war. So war z.B. bei den bis zu 2 Jahre alten Occasionen das Angebot immer noch 17% geringer als im Februar 2020, in den anderen Altersklassen dagegen sogar etwas grösser.

Aufgrund der stabilen Nachfrage und des teils immer noch knappen Angebots, sind die Angebotspreise auf dem Occasionsmarkt in der ersten Hälfte 2022 weiter gestiegen und haben sich erst in der zweiten Hälfte leicht abgeschwächt. «Eine weiterhin gute Nachfrage trifft auf ein knappes Angebot, vor allem bei jungen Occasionen, also den Fahrzeugen die 2020-2022 nicht als Neuwagen verkauft wurden. Solange die Neuzulassen noch klar tiefer sind als vor den Krisenjahren, wird sich auch das Angebotspreisniveau nur langsam nach unten bewegen», so Hans-Peter Annen.

Von dieser Angebotsverknappung seit 2020 haben die Angebotspreise aller Fahrzeuge profitiert, zunächst insbesondere Diesel und Benziner, wobei vor allem Diesel seit Herbst 2022 wieder verloren haben. Besonders deutliche Steigerungen konnten im ersten Halbjahr 2022 reine E-Fahrzeuge auf dem Schweizer Automarkt verzeichnen, wobei auch dieser Trend inzwischen gebrochen wurde. Profitiert haben vor allem die jüngeren, aktuellen Elektro-Modelle: Unter den 12 Monate alten Autos nehmen BEVs mit einem durchschnittlichen Verkaufswert von 83,3 % sogar knapp vor den Hybriden den ersten Platz bei Restwert-Betrachtung ein.

*) Hinweis zu den Halterwechselzahlen ab 2022
Seit Anfang 2022 liefert das Bundesamt für Strassen ASTRA Halterwechselzahlen. Davor, bis und mit Juni 2022, lieferte das ASTRA Rohdaten mit allen Veränderungen des CH-Fahrzeugbestands. Die Auswertung der Halterwechsel wurde durch Eurotax selbst vorgenommen, teils mit Annahmen. Die so ermittelten Zahlen waren ca. 3% höher als die Werte nach der neuen ASTRA-eigenen Auswertung ab 2022. Aus diesem Grund haben wir alle Halterwechselzahlen für 2022 basierend auf diesen ASTRA Daten ausgewiesen. Die Werte bis und mit 2021 sind nach der bisherigen Methode angegeben. Beim Vergleich der Zahlen 2022 ff. mit den Vorjahren ist dieser Umstand unbedingt zu beachten. Vergleiche sind darum, wenn überhaupt, nur sehr bedingt möglich.

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