Schweizer Automarkt 2023: Steigende Neuzulassungen und sinkende Occasionspreise

Hans-Peter Annen | 29 Jan 2024

Über den Autor

Hans-Peter Annen

Head of Valuations & Insights

Seit Januar 1989 ist Hans-Peter Annen bei Eurotax. Zunächst verantwortlich für den Aufbau der Motorrad-Daten und -Bewertungslösung für den Schweizer Markt, danach als Teamleiter des lokalen Spezifikations- und Bewertungsteams. Seit 2014 als Head of Valuation & Insight verantwortlich für Fahrzeugrestwerte und Prognosen für den Schweizer Markt. Vor Eurotax liegen zwei Jahre Erfahrung im Bereich Motorfahrzeugversicherung und ein abgeschlossenes Studium als Automobil-Ingenieur FH.

Hans-Peter Annen, Head of Valuations & Insights bei Eurotax Schweiz, analysiert die Entwicklung des Schweizer Automarktes im vergangenen Jahr und wagt einen Ausblick für 2024.

Steigende Neuzulassungen auf dem Schweizer Automarkt

Das vierte krisengeprägte Autojahr 2023 ist Geschichte und zeigt, dass der PKW-Neuwagenmarkt in der Schweiz und Liechtenstein trotz durchwegs positiven Entwicklungen immer noch deutlich entfernt ist von den Zahlen vor Corona.

Die Lieferketten funktionieren wieder und die angestauten Bestellungen sind ausgeliefert, aber die andauernden Konflikte in der Ukraine und in Gaza führten insbesondere bei Privaten zu einer Kaufzurückhaltung.

Im vergangenen Jahr lagen die kumulierten Neuzulassungen auf dem Schweizer Automarkt mit 252’214 PKW zwar um 11.6% über dem schlechten Vorjahr, aber immer noch um satte 19% hinter 2019.

Bereits 144’849 PKW mit einem elektrifizierten oder rein elektrischem Antrieb wurden immatrikuliert – 26.1% mehr als 2022, was einem Marktanteil von 57.4% entspricht. Rein elektrisch betriebene PKW konnten von 40’173 Zulassungen im Jahr davor auf 52’728 Zulassungen (+31.3%) und 20.9% Marktanteil zulegen. Gefolgt von den Plug-in Hybriden mit Lademöglichkeit mit einer Zunahme von 26.5% auf 23’220 Stück. Hybridfahrzeuge (Mild-Hybrid und Vollhybrid) legten um 22.7% auf 68’830 Stück zu. Reine Benziner verzeichneten ein Minus von 1.1% und reine Dieselfahrzeug mit -10.6% einen markanten Rückgang.


Positiver Trend auch für 2024 erwartet

«2024 rechnen wir mit einer weiteren Erholung auf dem Neuwagenmarkt. Allerdings dürfte das Ergebnis aus heutiger Sicht immer noch unter den Werten vor der Corona-Krise liegen. Realistisch sind 265‘000 bis 275‘000 PKW-Neuzulassungen», so Hans-Peter Annen, Head of Valuations & Insights bei Eurotax Schweiz. «Das Ergebnis wird stark abhängen vom Wachstum bei der E-Mobilität also der Verbesserung der Rahmenbedingungen und der Akzeptanz und den Entwicklungen in den Krisenregionen.»

Schweizer Automarkt

Erholung bei PKW-Halterwechsel

Bis Herbst 2022 verzeichneten wir einen boomenden Markt für PKW-Occasionen aufgrund einer hohen Nachfrage bei geringem Angebot. Seither hat sich die Angebotsmenge erholt und übertrifft in fast allen Alterskategorien das Volumen von vor 2020, ausser bei den ganz jungen Occasionen.

Nachdem die PKW-Halterwechselzahlen 2022 und im ersten Halbjahr noch rückläufig waren, erholten sie sich im zweiten Halbjahr 2023 wieder. So lag die Zahl der PKW-Halterwechsel 2023 mit 757’044 Stück und +2.4% wieder klar über dem Wert von 2022 (739’663 Stück).  

Weiter steigende Halterwechsel für 2024 erwartet

«Für 2024 erwarten wir auf dem Schweizer Automarkt leicht steigende Halterwechselzahlen aufgrund der weiterhin steigenden Neuzulassungen und eines grösseren Occasionsangebots. 770‘000 bis 780‘000 PKW-Halterwechsel nach neuer ASTRA Zählweise* erscheinen realistisch», schätzt Hans-Peter Annen.

Angebotspreise für Occasionen
Hinweis: Die Zahlen ab 2022 sind nach der neu eingeführten ASTRA Datenquelle/Zählweise angegeben!
Quelle: Eurotax/ASTRA-IVZ *)

Deutlich sinkende Angebotspreise für Occasionen

Seit Anfang 2023 hat sich die Menge der angebotenen Occasionen wie erwähnt erholt und erreicht inzwischen über alle Altersklassen gesehen wieder das Volumen vor Corona. Einzig in der Gruppe der bis 2 Jahre alten Occasionen ist das Angebot noch um gut 20% geringer als im Februar 2020. In allen anderen Altersgruppen dagegen klar grösser.

«Mit der guten Angebotssituation und der geringeren Nachfrage sind die Preise auf dem Occasionsmarkt im Jahr 2023 unter Druck geraten. Dadurch sind die hohen Angebotspreise seit Jahresbeginn wieder deutlich gesunken», so Hans-Peter Annen.

Im Vergleich zum Preis-Niveau von Anfang Februar 2020 liegt der Eurotax Angebotspreisindex Ende 2023 im Schnitt noch gut 8% höher als vor Corona, wogegen der Index Ende 2022 noch rund 15% höher war (siehe Grafik unten).

Von der bis Ende 2022 aussergewöhnlichen Marktsituation haben alle Treibstoffarten und Altersklassen auf dem Schweizer Automarkt mehr oder weniger stark profitiert. Inzwischen sind die Angebotspreise aber fast durchweg wieder deutlich zurückgegangen. Eine Ausnahme bilden die Voll-Hybride, welche sich deutlich weniger stark abgeschwächt haben. Nachdem reine E-Fahrzeuge 2022 vorübergehend und über alle Altersklassen auch zulegen konnten, zeigt hier der Trend 2023 wieder umso deutlicher nach unten, insbesondere auch bei jüngeren Elektro-Modellen.

Occasionsmarkt
Source: Autovista Group / Eurotax

Weitere Abkühlung der Occasionspreise für 2024 erwartet

Für die künftige Entwicklung der Occasionspreise ist, neben der Situation und dem Neuwagenmarkt, insbesondere auch die Konsumentenstimmung relevant. Mit dem andauernden Kriegsgeschehen, höherer Inflation und gestiegenen Energiekosten hat sich die Konsumentenstimmung abgeschwächt. Dem steht eine hohe Verfügbarkeit an Neuwagen und ein grosses Occasionen Angebot gegenüber. «Der zunehmende Preiskampf bei den Neuwagen und die hohe Zahl an Occasionen trifft auf eine verhaltene Nachfrage. Das dürfte auch im laufenden Jahr zu weiterhin rückläufigen Restwerten führen», so Annen.

*) Hinweis zu den Halterwechselzahlen ab 2022 ff.
Seit Anfang 2022 liefert das Bundesamt für Strassen ASTRA Halterwechselzahlen. Davor, bis und mit Juni 2022, lieferte das ASTRA Rohdaten mit allen Veränderungen des CH-Fahrzeugbestands. Die Auswertung der Halterwechsel wurde durch Eurotax selbst vorgenommen, teils mit Annahmen. Die so ermittelten Zahlen waren ca. 3% höher als die Werte nach der neuen ASTRA-eigenen Auswertung ab 2022. Aus diesem Grund haben wir alle Halterwechselzahlen für 2022 basierend auf diesen ASTRA Daten ausgewiesen. Die Werte bis und mit 2021 sind nach der bisherigen Methode angegeben. Beim Vergleich der Zahlen 2022 ff. mit den Vorjahren ist dieser Umstand unbedingt zu beachten. Vergleiche sind darum, wenn überhaupt, nur sehr bedingt möglich.

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Automarkt in der Schweiz








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